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Klasse: |
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Bedecktsamer (Magnoliopsida) |
Ordnung: |
Rosenartige (Rosales) |
Familie: |
Hanfgewächse (Cannabaceae) |
Gattung: |
Hopfen (Humulus) |
Echter Hopfen (Humulus lupulus)
Der Echte Hopfen ist die Arzneipflanze des Jahres 2007. Der im Mittelalter geprägte Gattungsname Humulus soll vom slawischen Wort chmele (=Hopfen) oder vom altgermanischen humel bzw. humela (=Früchte tragend) stammen. Der Artname lupulus ist die Verkleinerungsform von lupus (=Wolf), die auf die fälschlicherweise angenommene pflanzenwürgende Eigenschaft der Hopfenranke anspielt.
In seiner Wildform wurde der Hopfen jedoch als aromatische Pflanze bei den alten Kulturvölkern der Babylonier und Ägypter für die Bierbereitung geschätzt. Urkundlich wurde der Hopfenanbau im Jahre 736 bei Geisenfeld erstmals erwähnt.
Vorkommen und Verbreitung:
Die Urheimat des Wildhopfens dürften feuchte Bergtäler im vorderen Asien sein. Die Wildform des Echten Hopfens wächst bevorzugt an stickstoffreichen Standorten mit höherer Bodenfeuchte, zum Beispiel in Auwäldern, aber auch an Waldrändern und in Gebüschen auf trockeneren Flächen. Er hat sein Verbreitungsgebiet über den gesamten temperaten und mediteranen Raum Eurasiens und Nordamerika, allerdings in drei verschiedenen Variationen (cordifolius vermutlich in Ostasien, lupoloides in Nordamerika und lupulus in Europa).
In Europa wird der Hopfen seit dem Ende der Merowinger Kultur (ca. 3.–8. Jh.) angebaut, was die Ablösung des Met durch das Bier bewirkte. Im späten Mittelalter wurde in Norddeutschland verbreitet Hopfen angebaut.
Heute wird Hopfen in vielen Ländern mit gemässigtem Klima in gross angelegten Hopfengärten an hohen Stangen oder Drähten kultiviert. Aufgrund des ausgedehnten tiefgreifenden Wurzelsystems benötigt der Kulturhopfen tiefgründige, gut durchwurzelbare Böden. Bevorzugt sind vor allem gut bearbeitbare mittlere und leichtere Böden, da schwere Böden oft zu Staunässe neigen, was zu Wachstumsstörungen führt.
Die Merkmale der Pflanze:
Der Hopfen ist eine 4–8 m (Wildform: 2-6 m) lange, mehrjährige Schlingpflanze, die bevorzugt an Hecken, Zäunen und Waldrändern emporrankt. Aus einem dicken Wurzelstock (Rhizom) wachsen im Frühjahr dünne, raue Stängel mit ankerartigen Kletterhaaren, die eine erstaunliche Haftfähigkeit haben. DieseTriebe werden, die wie im Weinbau, als Reben bezeichnet und wachsen im Durchschnitt 10 cm pro Tag. Wie bei allen Stauden kommt es nicht zu einer durchgehenden Verholzung der Pflanze. Hopfen ist ein Rechtswinder. Die oberirdischen Triebe sind einjährig und sterben nach der Samenreife ab. Der Wurzelstock kann bis zu 50 Jahre alt werden. Bei den Zuchtsorten werden die Hopfenpflanzungen jedoch durchschnittlich nach 15 -20 Jahre gerodet, da dann die Erträge sinken.
Die herzförmigen, drei- bis fünflappigen Blätter stehen gegenständig. Je nach Alter und Sitz am Spross sind die gegenständigen Blätter eirund, herzförmig oder tief gebuchtet, am Rande spitz gezähnt.
Der Hopfen blüht Anfang bis Mitte Juli. Er ist zweihäusig, d.h. es gibt sowohl weibliche als auch männliche Pflanzen. Die männlichen Blüten bilden achselständige, hängende Rispen mit weisslich grünen, fünfzipfeligen Hüllen. Der weibliche Blütenstand sind zapfenartige Scheinähren, die kleine, eiförmige Fruchtstände aus gelblich grünen Schuppen bilden.Diese sind in achselständigen Trauben angeordnet. Im Anbau befinden sich nur die weiblichen Hopfenpflanzen, denn nur sie haben die lupulinhaltigen und aromareichen Hopfendolden. Diese haben nur dann einen hohen Brauwert haben, wenn sie nicht befruchtet werden. Bei der Wildform sind die Blütenstände deutlich kleiner als bei den Zuchtsorten. Der Hopfen ist Windbefruchter. Ende August bis Anfang September haben die Dolden den höchsten Brauwert und werden geerntet.
Anbau:
Hopfen wird alljährlich im Frühjahr ab Ende März in den Gerüstanlagen von sogenannten Hopfengärten kultiviert. Zwei oder drei Triebe werden um einen Draht als Kletterhilfe gelegt und wachsen bis Ende Juli auf die in Deutschland übliche Gerüsthöhe von sieben Metern.
Vermehrt wird die Pflanze vegetativ über Stecklinge, sogenannte Fechser. Diese kommen erst im dritten Jahr nach der Anpflanzung zur vollen Ausbildung und zum vollen Ertrag.
Sind die Ähren der weiblichen Pflanze reif, werden die Hopfenreben während der etwa dreiwöchigen Erntezeit (letzte August- und erste September-Dekade) knapp über dem Boden abgeschnitten und zum Hof gefahren. Dort werden sie in Pflückmaschinen von den Dolden befreit. Die weichen und feuchten Dolden werden in der Darre getrocknet, sodann gepresst und gekühlt.
Männliche Hopfen sind zwar für die Züchtung neuer Sorten unentbehrlich, aus brautechnischer Sicht aber unerwünscht. Denn die weiblichen Dolden verlieren deutlich an Brauwert, wenn sie befruchtet sind. Der Samen befruchteter Dolden verhindert die gewünschte Schaumbildung beim fertigen Bier. Daher sind die Felder komplett pistillat (botanisch weiblich).
Die ältesten schriftlich belegten Quellen des Hopfenanbaus stammen aus dem frühen Mittelalter. Konkrete Quellen des Hopfenanbaus existieren für die Jahre 768 (Kloster St. Denis bei Paris), 822 (Kloster Corvey) und 859 bis 875 (Hochstift Freising). Eine erste Erwähnung des Hopfens als Brauzusatz findet sich im Jahre 1079.
Die Kultur ist sogar in Gefäßen wie Kübeln möglich, falls folgendes beachtet wird:
Die Hopfenpflanze sollte in einen Kübel von mindestens 18 cm Durchmesser getopft werden. Als Substrat ist eine gute, Blumenerde oder Kübelpflanzenerde zu verwenden. Sparen Sie nicht bei der Substrat-Qualität! Beim Gießen ist auf eine gleichmäßige Feuchte des Topfballens ohne Staunässe zu achten. Die Düngung erfolgt ebenso wie bei anderen Topfpflanzen am besten regelmäßig mit dem Gießen. Als Kletterhilfe sollte ein Draht oder Stab von mind. 2 m Länge gegeben werden.
Inhaltsstoffe:
Für den Hopfen gelten zwei Inhaltsstoffe als typisch, deren Existenz auch Ursache seiner traditionellen Nutzung in Medizin und Brauerei sind. Es sind dies die beiden Bittersäuren Humulon und Lupulon.
Durchschnittliche Zusammensetzung von Hopfentrockensubstanz:
Bitterstoffe | Hopfenöl | Gerbstoffe | Eiweiß | Minderalstoffe |
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18,5 % | 0,5 % | 3,5 % | 20 % | 8 % |
Seine Bitterstoffe verleihen dem Bier die je nach Sorte dezent bis intensiv ausgeprägte Bittere und seine Gerbstoffe klären das Bier. Ebenso tragen die Bitterstoffe beim Brauen aufgrund ihrer bakteriziden Wirksamkeit wesentlich zur Haltbarkeit des Bieres bei. Das Hopfenöl gibt ihm die typische Hopfenblume, also den Duft. Der Rest besteht aus Zellulose und anderen Stoffen, die für die Bierherstellung ohne Bedeutung sind.
Verwendung:
Die Dolden finden beim Bierbrauen Verwendung. Unter den Bierzutaten (Wasser, Malz, Hopfen und Hefe) ist Hopfen durch nichts zu ersetzen. Er verleiht dem Bier sein ausgeprägtes Aroma und seine typische Bitterkeit. Außerdem wird der Hopfen als Geschmacksbereicherung für einige Liköre und Schnäpse verwendet.
Hopfenspargel
Allerdings sind auch die jungen Triebe im Frühling und die Samen im Herbst essbar. Für den sogenannten Hopfenspargel werden in einem zwei- bis dreiwöchigen Zeitraum im Frühjahr die weißen, frisch ausgetriebenen Sprösslinge des Hopfens aus der Erde gegraben und regional als Spezialität angeboten. Früher waren sie ein Essen für arme Leute. Die sehr kurze Saison und die zeitaufwändige Ernte machen den Hopfenspargel zu einer der teuersten in Deutschland angebauten Gemüsesorten. Die Erntezeit für ein Kilogramm beträgt etwa eine Stunde. Die Zubereitung erfolgt ähnlich wie beim Spargel. Der Hopfenspargel wird als knackiger Salat, aromatisches Gemüse und schmackhafte Suppe zubereitet, sowie in knusprigen Bierteig gebacken Besonders gut schmeckt zum Hopfenspargel auch Lammfleisch. Die feinen Hopfensprossen-Gerichte aus den weißen Spitzen der Triebe schätzen Gourmets als echte Delikatessen. Rezepte finden Sie >> hier.
Hopfen wird auch Bibliotheken als Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer eingesetzt. Man legt Hopfendolden hinter den alten Büchern aus. Diese regulieren die Luftfeuchtigkeit und ihre ätherischen Öle halten Insekten fern. Die Dolden müssen regelmäßig ausgewechselt werden.
Ein geringer Anteil des geernteten Hopfens wird zudem zu medizinischen Zwecken verwendet.
Medizinische Anwendung:
Die ersten historischen Zeugnisse des Hopfens als Nutzpflanze in Europa, liefert Plinius (79 n. Chr.). Der arabische Arzt Mesuë (8. Jh.) lobte den Sirup als gutes Mittel bei Gallenfieber und zur Reinigung des Blutes. Seit dem Mittelalter nutzt der Mensch den Hopfen für die unterschiedlichsten medizinischen Zwecke. Die antiseptische Kraft des Hopfens wurde von der Äbtissin Hildegard von Bingen bereits im Jahr 1153 n.Chr. folgendermaßen beschrieben: "putredines prohibet in amaritudine sua" (=seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis).
- Heute ist Hopfen ein wichtiger Bestandteil der Pflanzenheilkunde (Phythotherapie), wo man ihn vor allem als Schlaf- und Beruhigungsmittel einsetzt.
- Die zur Anwendung gebrachten Pflanzenteile werden pharmazeutisch als Strobuli lupuli bzw. Lupuli Strobuli, Hopfenzapfen oder Hopfenblüten benannt.
- Ein spezieller Inhaltsstoff, das Xanthohumol, scheint eine gewisse Wirksamkeit bei der Behandlung von Krebs zu besitzen.
- Durch östrogenartige Substanzen im Hopfen wird bei intensiver Einnahme z.B. über zu starken Biergenuss eine Wachstumsförderung der Brustdrüsen bei Männern hervorgerufen und der Sexualtrieb gedämpft.
- Hopfen wird auch wegen seiner adstringierenden (=appetitanregender und verdauungsfördernder) Eigenschaften geschätzt.
Hopfentee
Zutaten: 2 TL Hopfenzapfen
2 TL Hopfenzapfen mit heißem Wasser überbrühen und 10 Minuten ziehe lassen. Man kann dem Tee auch noch weitere beruhigende Kräuter hinzufügen, z.B. Melisse oder Baldrian. Der Tee hilft bei nervöser Unruhe, Magenbeschwerden und bei Einschlafschwierigkeiten.
Hopfentinktur
Zutaten: 8 TL Hopfen, 400 ml klarer Schnaps
Den Hopfen in einer dunklen Flasche mit hochprozentigem klaren Schnaps (z.B. Obstler) übergießen und lassen 10 Tage in der Wärme stehen lassen. Die Tinktur abzeihen und wieder in die Flasche füllen.
1TL vor dem Schlafengehen hilft bei Schlafproblemen. Außerdem kann die tinktur auch dem Badewasser zugegeben werden. Die Badezeit sollte aber nicht länger als 20 Minuten betragen.
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